Die Swiss führt eine Impfpflicht für das Flugpersonal ein – als erste europäische Airline

Flugzeuge dürfen in Hongkong nur noch landen, wenn die Crew geimpft ist. Andere Destinationen dürften folgen. Die Swiss führt deshalb eine Impfpflicht für die Crews ein. Für die Passagiere ändert sich nichts.

Christoph Eisenring, Alexandra Stühff
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Für Piloten und das Kabinenpersonal der Swiss gilt ab 15. November eine Impfpflicht.

Für Piloten und das Kabinenpersonal der Swiss gilt ab 15. November eine Impfpflicht.

Laurent Gilliéron / Keystone

Für das fliegende Personal der Swiss ist der Piks nicht mehr freiwillig. Die Schweizer Airline führt für Piloten und Kabinenpersonal eine Impfpflicht ein, die ab 15. November gelten soll. Die unterschiedliche Handhabung geimpfter und ungeimpfter Besatzungsmitglieder und die damit verbundene hohe Komplexität der Einsatzplanung hätten zur Folge, dass kein geordneter Flugbetrieb mehr sichergestellt werden könnte, schreibt die Swiss in einer Mitteilung. Ende 2020 – neuere Zahlen sind nicht verfügbar – hatte die Swiss 1365 Pilotinnen und Piloten sowie 4442 Flight-Attendants unter Vertrag.

Auslöser für den Entscheid war offenbar Hongkong, das als erste Destination im Streckennetz der Swiss ab sofort von Besatzungen aus gewissen Staaten einen Impfnachweis verlangt, so auch für Flüge ab der Schweiz. Allerdings dürften ähnliche Vorgaben auch bald aus anderen Ländern, namentlich den USA, folgen, sagte ein Sprecher.

Die Swiss prescht hier im Lufthansa-Verband vor, bei den übrigen Airlines des Konzerns ist vorderhand keine solche Vorschrift vorgesehen. In Europa dürfte die Swiss denn auch die erste Airline sein, die vom Flugpersonal eine Impfung verlangt.

Vor zwei Wochen hatte bereits die amerikanische Airline United diesen Schritt per Ende Oktober angekündigt. Wer eine Impfung ablehnt, muss bei United mit der Entlassung rechnen, ausser er kann religiöse oder medizinische Gründe geltend machen. Auch die australische Airline Qantas hat sich vor kurzem für eine Impfpflicht entschieden. Diese gilt ebenfalls ab Mitte November und für alle Mitarbeiter. Die Swiss klärt derzeit ab, was geschieht, wenn sich jemand der Impfung widersetzt.

Ein Sprecher macht darauf aufmerksam, dass das Flugpersonal zum Beispiel gegen Gelbfieber geimpft sein müsse, eine Impfpflicht also keine absolute Novität darstelle. Neben United und Qantas haben auch asiatische Airlines zum Teil ein Impfobligatorium verordnet.

Ohne Impfpflicht könnten einzelne Destinationen und Regionen nicht mehr bedient werden, was wiederum das System mit dem Hub Zürich beeinträchtigen würde, schreibt die Airline. Zudem führe eine unterschiedliche Handhabung zu Ungleichbehandlungen bei der Einsetzbarkeit der Besatzungsmitglieder.

Die Swiss stütze sich auf die entsprechenden Klauseln in den Gesamtarbeitsverträgen des Cockpit- und Kabinenpersonals, welche eine solche Massnahme unter diesen Umständen vorsähen, hiess es. Ein Austausch mit den Sozialpartnern fände statt. Der Pilotenverband Aeropers unterstützt die Einführung einer Impfpflicht. Man habe erwartet, dass diese käme, und halte sie für zweckmässig, sagt der Verband auf Anfrage.

Das Flugpersonal soll sich möglichst in der Freizeit impfen lassen, weil ein frisch geimpfter Mitarbeiter in den 48 Stunden nach einem Piks keinen Flug antreten soll. Nichts ändert sich durch die Weisung für die Passagiere. Hier bleiben weiterhin die Vorgaben der einzelnen Länder massgebend.

Mehr von Christoph Eisenring (cei)

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