Über das Projekt

Autopsien sind ein wichtiges ärztliches Instrument zum Verständnis von Infektionskrankheiten wie COVID-19 und Goldstandard der postmortalen Diagnostik. So konnten bereits früh während der Pandemie wichtige Erkenntnisse zum Verlauf von schweren COVID-19-Erkrankungen aufgedeckt werden.

Ziel von DEFEAT PANDEMIcs war der Aufbau eines deutschlandweiten Obduktionsnetzwerks für den Pandemiefall, um schnell, systematisch und standardisiert Daten, Biomaterialien und Erkenntnisse möglichst vollständig, umfassend und zeitnah zu erfassen, zusammenzuführen und den Netzwerkpartnern zur Auswertung zur Verfügung zu stellen.
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Das wichtigste im Überblick

Etablierung einer Plattform, die hochqualitative Daten und damit verbundene Bioproben von möglichst vielen Autopsien in Deutschland für Forscherinnen und Forscher auffindbar, zugänglich, verknüpfbar und wiederverwendbar macht (Findable, Accessible, Interoperable und Reusable; FAIR)

Die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie erforderten eine ständige Entwicklung und flexible Anpassung des Netzwerks DEFEAT PANDEMIcs und seines elektronischen Rückgrats, des Deutschen Register COVID-19 Obduktionen (DeRegCOVID; z.B. Ergänzung von Virusvarianten und Impfungen).

Das Projekt DEFEAT PANDEMIcs gliederte sich in drei Themenfelder und insgesamt zehn Unterprojekte:

Themenfeld 1: Harmonisierung von qualitätsgesicherten Autopsien mit dezentraler Probenaufbewahrung und innovativen Pilotprojekten für Pandemie-Autopsien:

  • AP1: Netzkompetenz
  • AP2: Ausarbeitung von Empfehlungen / Prozessstandards / Qualitätsmanagement und Notfallplänen für Autopsien im Pandemiefall (Kurztitel: Standards)
  • AP3: Studie zur Umsetzung und Validierung von spezifischen Autopsie-Techniken (Kurztitel: Spezifische Techniken)
  • AP4: Pilotstudie zur nationalen Mortalitätserfassung durch Autopsien im Pandemiefall nach IfSG (Kurztitel: Erfassung)

Themenfeld 2: Bundesweite Implementierung von Pandemie-Autopsien mit zentraler Disseminierung und Datenerfassung:

  • AP5: Harmonisierung bestehender Strukturen in das zentrale Datenregister für COVID-19 Autopsien (DeRegCOVID) (Kurztitel: Harmonisierung)
  • AP6: Deutschlandweite Implementierung von Autopsien und Biobanking (Kurztitel: Implementierung)
  • AP7: Maßnahmen zur Steigerung der zentralen Datenmeldung von Autopsie-Ergebnissen (Kurztitel: Datenmeldung)

Themenfeld 3: Standardisierte und innovative methodologisch-diagnostische Ansätze bei Autopsien:

  • AP8: Probenqualitäts-Voraussetzungen zur analytischen Verwendung von Autopsieproben (Kurztitel: Qualität)
  • AP9: COVID-19-Pathologie Referenzzentren (Kurztitel: Referenzzentren)
  • AP10: Pilotstudie zur digitalen Autopsie-Pathologie (Kurztitel: Digitalisierung)

DEFEAT PANDEMIcs hat während seiner Laufzeit in 2020 und 2021 eine Experten-, Service- und Entwicklungsplattform für die vernetzte obduktionsgetriebene Forschung in Deutschland etabliert. DEFEAT PANDEMIcs erarbeitete dabei „Best Practices“ und Standardarbeitsempfehlungen für COVID-19-Obduktionen und die Entnahme von Biomaterial und unterstützte mit Expertise bei gewebebasierten Analysen. Dieser Nährboden erlaubte eine Fortführung der Projektarbeit im Nachfolgeprojekt NATON und das Generieren weiterer auch klinisch relevanter Erkenntnisse aus postmortalen Daten.

Die beteiligten Obduktionszentren von DEFEAT PANDEMIcs haben eindrucksvoll gezeigt, welchen wichtigen Beitrag Obduktionen zum Verständnis der tödlichen Folgen von COVID-19 bzw. neuen (Infektions-)Erkrankungen im Allgemeinen leisten können. Es wurden zahlreiche Publikationen unter Beteiligung der Wissenschaftler:innen des Netzwerks publiziert, einige davon in den höchstrangigen Journalen der Medizin. Bis Anfang 2022 wurden von den beteiligten Obduktionszentren des Netzwerks über 140 wissenschaftliche Artikel zur Thematik COVID-19 publiziert. Einige wichtige Beispiele waren die Arbeiten zu spezifischen Lungenschädigungen bei COVID-19, thromboembolischen Ereignissen, Verteilung des Virus außerhalb der Lunge oder die Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem. Im Netzwerk wurden bereits neuartige Methoden etabliert und ausgebaut, die sich mit neuen Aspekten der Durchführung von Obduktionen infektiöser Verstorbener, der Materialgewinnung, Bearbeitung und Analyse befassen. Die NATON-Expertenzentren bieten organspezifische pathologische und virologische Analysen, welche helfen, die Krankheitsentstehung und Entwicklung von COVID-19 besser zu verstehen.

Das Deutsche Register für COVID-19-Obduktionen (DeRegCOVID), weiterhin international das einzige seiner Art, bildete das zentrale, elektronische Rückgrat von DEFEAT PANDEMIcs und wird in NATON fortgeführt. Es wurde im Laufe des Projekts weiter ausgebaut und an die neuen Herausforderungen der Pandemie adaptiert. So wurden Daten zu Impfungen und Virusvarianten gesammelt und es wurden die Datensätze aus dem Register der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie, CNS-COVID-19, ergänzt.

Intensive Öffentlichkeitsarbeit waren ein weiterer wichtiger Aspekt von DEFEAT PANDEMIcs und seiner beteiligten Partner. In allgemeinverständlichen Beiträgen wurden die Erkenntnisse über COVID-19, die mithilfe von Obduktionen erzielt wurden, in zahlreichen Medien präsentiert und das Wissen über die Bedeutung von Obduktionen für den medizinischen Fortschritt im Allgemeinen verbessert.

Highlights

Verbesserung des Verständnisses der Pathophysiologie von COVID-19 durch schnelle Harmonisierung, Strukturierung sowie Zusammenführung bereits vorhandener und zukünftiger Obduktionsdaten und -proben.

Etablierung einer Struktur für eine rasche Reaktion auf künftige Pandemien. Diese Struktur folgte qualitativ hochwertigen Standards und Empfehlungen, die in der aktuellen COVID-19-Pandemie festgelegt und erprobt wurden.

Aufbau des Netzwerks als Struktur für bundesweite obduktionsbasierte Projekte zur Probengewinnung, -bereitstellung und -analyse für die biomedizinische Forschung sowie breite nationale Abdeckung der obduktionsbasierten Forschung.

Durchführung von Pilotprojekten mit innovativen und alternativen Ansätzen zur praktischen Durchführung infektiöser Obduktionen und Etablierung von Qualitätsstandards.