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Schotter und Sand wieder spürbar Patient erhält erste fühlende Beinprothese

Sie kann Beton, Gras und sogar Kiesel fühlen: Österreichische Forscher präsentieren die erste Beinprothese mit künstlichem Tastsinn. Das wiedergewonnene Gefühl ist nicht der einzige Vorteil dieser neuen Technologie.

Wissenschaftler haben in Wien die weltweit erste Beinprothese mit künstlichem Tastsinn vorgestellt. Das sensible Ersatzbein, das seinem Träger über Sensoren das Gefühl der verlorenen Gliedmaße wiedergibt, soll Amputierten auch gegen Phantomschmerzen helfen. Entwickelt wurde die Prothese von dem Wissenschaftler Hubert Egger von der Fachhochschule (FH) Oberösterreich.

Sechs Sensoren in der Fußsohle sorgen für das neue Beingefühl. (Foto: FH Oberösterreich)

Sechs Sensoren in der Fußsohle sorgen für das neue Beingefühl. (Foto: FH Oberösterreich)

(Foto: FH Oberösterreich)

Egger war es auch, der dem Patienten Wolfgang Rangger das künstliche Bein operativ anpasste. Es sei wie ein zweites Leben, wie neu geboren zu werden, sagte der 54-jährige Rangger vor der Vorstellung der Prothese. Dem ehemaligen Lehrer musste 2007 das rechte Bein unterhalb des Knies amputiert werden, nachdem sich infolge eines Schlaganfalls ein Blutgerinnsel gebildet hatte. Seither trug der Familienvater eine Standard-Beinprothese, war jedoch erheblich in seiner Bewegung eingeschränkt und litt unter Schmerzen am Amputationsstumpf. Mit der neuen Prothese ist nun alles anders: Es fühle sich wieder wie ein Fuß an. Er könne wieder Untergründe wie Schotter, Beton, Gras oder Sand empfinden. Sogar kleine Kiesel spüre er, sagte Rangger.

Bei einer Operation Ende 2014 wurden Nervenenden aus dem Beinstumpf Ranggers, die ursprünglich mit dem Fuß verbunden waren, mit gesundem Gewebe aus dem Oberschenkel verknüpft. Anschließend wurde der Stumpf in den Schaft der leichtgewichtigen Prothese gesetzt, an deren Ende sechs Sensoren in der Fußsohle über sogenannte Stimulatoren Sinneseindrücke an den Träger übermitteln. Das hat zwei Vorteile: Zum einen wird durch das neue Gefühl am Fuß die Sturzgefahr beim Gehen reduziert, zum anderen trägt der wiederhergestellte Informationstransfer dazu bei, dass die Prothese sich dem Körper des Trägers natürlich anpasst und Phantomschmerzen somit ein Ende bereitet.

Mediziner Egger hatte bereits 2010 mit einer Armprothese, die sich durch Gedanken steuern lässt, für Aufsehen gesorgt. Diese wurde 2014 in den USA von der Food and Drug Administration (FDA) offiziell zugelassen. Seine Pionierarbeit überträgt Hubert Egger nun auf die Beinprothetik und hofft, dass diese Technologie zukünftig für einen möglichst großen Patientenkreis zugänglich und bezahlbar wird.

Quelle: ntv.de, kbe/AFP

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