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Das ist ein Artikel vom Top-Thema:
Christa Diekmann-Lenartz, Ulrich Graf | am

Wasserverbrauch für Rindfleisch: Ist er wirklich so hoch?

Bei Klimadiskussionen steht immer wieder der Fleischverzehr und damit die Fleischproduktion am Pranger. Festgemacht wird die „Klimaschädlichkeit“ auch am Wasserverbrauch der Produktion. Wie sind Zahlen dazu einzuordnen?

Die Landwirtschaft soll und muss einen Beitrag leisten zum Klimaschutz. Zweites wichtiges Ziel ist mehr Umweltschutz. Sowohl Klima- als auch Umweltschutz stehen auch bei Verbrauchern hoch im Kurs. Die große Frage für alle ist, wie man diese Ziele in der Praxis, im Alltag umsetzen kann.

Ernährung als Ansatz

Für Verbraucher ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Ernährung: Weniger Fleisch essen? Nur noch Biofleisch essen? Veganer werden? Nur noch regional und saisonal kaufen? Dazu gibt es Tausende Ratschläge von vielen Seiten. Als Maßstab für die „Klimaschädlichkeit“ eines Nahrungsmittels wird vielfach der Wasserverbrauch bei der Produktion herangezogen. Da steht oft etwas im falschen Kontext.

Salatteller

15.000 Liter Wasser für ein kg Rindfleisch - stimmt das so?

Ein bekanntes Beispiel: „Ein Kilo Rindfleisch verbraucht rund 15.000 l Wasser.“ Umgerechnet auf das Schlachtgewicht und -alter würde sich daraus ergeben, dass ein Bulle über 10.000 l Wasser am Tag saufen müsste. Das geht auf keine Kuhhaut. Woher kommt aber die Zahl? Die Lösung liegt im Begriff „virtueller Wasserfußabdruck“, mit dem die Wassernutzung einer Produktion berechnet wird. Er unterteilt Wasser in drei Kategorien: Trink-, Schmutz-und Regenwasser. Schon 2010 haben zwei Wissenschaftler, Mekonnen und Hoekstra, dafür drei Farben zur Unterscheidung benannt:

Grün, grau, blau: Drei Wasserkategorien

Grün: Regenwasser

Niederschläge sickern in den Boden ein oder fließen oberflächlich ab und speisen damit Grund- und Oberflächengewässer. Sie tränken den Boden, Pflanzen können das Wasser aufnehmen. Diese entziehen dem Wasser die Nährstoffe und geben es dann an die Luft ab. In der Atmosphäre steigt der Wasserdampf hoch, kondensiert zu Wolken und kommt dann als Regen wieder auf den Boden zurück. Pflanzen spielen eine zentrale Rolle im natürlichen Wasserkreislauf. 

Grau: Schmutzwasser

Eine wichtige Unterscheidung bei Grauem Wasser ist, inwieweit das Wasser zurückgewonnen werden kann. Wasser aus der Aluminiumherstellung etwa ist toxisch. In Gülle enthaltenes Wasser ist genussuntauglich, bei sachgemäßer Ausbringung schließt es aber den Nährstoffkreislauf und gelangt über den Boden und/oder Pflanzen auf natürlichem Wege wieder in den Kreislauf zurück.

Blau: Trinkwasser

Zum Blauen Wasser zählt auch das Wasser für eine künstliche Bewässerung aus dem Grund- oder Oberflächenwasser. Sinkt der Grundwasserspiegel oder fehlt aus Flüssen entnommenes Wasser im flussabwärts gelegenen Bereich, ist das negativ.

Das Wassermanagement wird, bedingt durch den Klimawandel, in der Landwirtschaft eine große Rolle spielen.

50 Liter Trinkwasser für 1 kg Rindfleisch

Erst der prozentuale Anteil der einzelnen Wasserkategorien an der Gesamtwassermenge gibt Aufschluss, wie hoch der Wasserverbrauch in einer Produktionskette wirklich ist.

Die oft genannte Zahl von 15.000 l Wasser für 1 kg Rindfleisch setzt sich zusammen aus 2,9 % Schmutzwasser, 93,5 % Regenwasser und 3,6 % Trinkwasser. Mehr als 90 % des Wasserbedarfs in der Rinderhaltung wird für die Futterherstellung gebraucht. Für den Anbau wird überwiegend Regenwasser genutzt.

Dieses Wasser durchläuft wie erwähnt einen ständigen Kreislauf und geht nicht verloren. Der Kreislauf fände auch ohne Nutztiere statt. Klammert man das Regenwasser aus, werden nur ca. 550 bis 700 l Wasser für die Produktion von 1 kg Rindfleisch benötigt. Davon wiederum sind nur 50 l Trinkwasser.

Klima und Region

Bezüglich des virtuellen Wasserfußabdrucks gibt es je nach geografischen und klimatischen Bedingungen sehr große Unterschiede bei der Erzeugung von Lebensmitteln. Deutschland ist ein Gunststandort. Bei uns benötigen derzeit nur 2 % der Flächen künstliche Bewässerung. Für die Produktion von Futterpflanzen wird in Deutschland weniger Blaues Wasser genutzt als im Schnitt aller Länder. Fast überall in Deutschland fällt genug Niederschlag für eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen.

Wer das Zahlenwerk zum virtuellen Wasserfußabdruck für ökologische Fragen nutzen will, müsste die Grüne Wasserfraktion außen vor lassen, denn die bleibt im natürlichen Wasserkreislauf. Mit dem Blauen und dem Grauen Wasser stehen die weniger umweltverträglichen Anteile im Fokus. Durch die Anrechnung der Grünen Fraktion weisen nahezu sämtliche landwirtschaftlichen Produkte relativ hohe Summenwerte auf.

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