Kollege Roboter als mögliche Lösung gegen den Fachkräftemangel

Chart of the Week

3 min Lesedauer 23.09.2022

Ob an Flughäfen, in Restaurants, im Kindergarten oder in der Pflege – Fachkräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Insbesondere in Wirtschaftsbereichen, die stark unter den Corona-Eindämmungsmaßnahmen gelitten haben, mangelt es nun an qualifizierten Arbeitskräften. Denn viele Mitarbeiter haben sich in Zeiten von Schließungen und Kurzarbeit nach anderen Jobs umgesehen – und kehren nun nicht in den alten zurück.

Gegenüber 2019 sind Berufe im Gastronomieservice im Jahr 2021 um 33 Prozent und im Veranstaltungsservice um 32 Prozent zurückgegangen. Aber auch als Barkeeper (-23%), Lebensmittelverkäufer (-16%), Mitarbeiter im Hotelservice (-14%) oder als Koch (-12%) waren zuletzt deutlich weniger Menschen beschäftigt. Deutlich gewachsen ist dagegen die Beschäftigung in der IT-Systemadministration (+10%), Informatik (+11%), IT-Koordination (+14%) und Softwareentwicklung (+14%), aber auch im medizinischen Bereich wie in der Gesundheits- und Krankenpflege (+10%), in der Geburtshilfe (+14%) oder im Rettungsdienst (+14%). 

Auf der Suche nach Lösungen gegen den Fachkräftemangel könnte ein alter Feind helfen: der Roboter. Oder besser: die Automatisierung und Robotisierung. Unsere Ergebnisse zeigen, dass besonders viele Stellen in Bereichen geschaffen wurden, die einer geringen Automatisierungswahrscheinlichkeit unterliegen. Bereiche, in denen der Arbeitskräftemangel nun deutlich spürbar ist, weisen dagegen eine Automatisierungswahrscheinlichkeit von über 60 Prozent auf. Heißt: Der Dienstleistungs- und Verkaufsbereich, der Handwerkssektor oder Tätigkeiten von Hilfsarbeitskräften könnten durch automatisierte Prozesse unterstützt werden und die Robotik könnte in diesen Bereichen zur Linderung des Arbeitskräftemangels beitragen.

Beschäftigungswachstum und Automatisierungswahrscheinlichkeit in Deutschland

Beschäftigungswachstum und Automatisierungswahrscheinlichkeit in Deutschland
Quelle: Bundesagentur für Arbeit; Brzeski/Burk (2015); Frey/Osborne (2013). Betrachteter Zeitraum: März 2014-Dezember 2014 vs. März 2021–Dezember 2021

Bereits heute werden Roboter zahlreich als Unterstützung eingesetzt – vor allem in der Industrie. Auch im Dienstleistungsbereich tut sich einiges. Das Beispiel Japan zeigt, dass der hohe Automatisierungsgrad hilft, angespannte Beschäftigungssituationen zumindest zu lindern. Denn digitale Helfer ermöglichen flexiblere Arbeitszeiten und senken die Arbeitsbelastung – Faktoren, die gerade in der Coronapandemie zur Abwanderung in andere Jobs beigetragen haben und den Fachkräftemangel in zahlreichen Berufsfeldern aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen verstärkt hat. Ein Allheilmittel ist der Roboter allerdings nicht, denn der Fachkräftemangel in Japan bleibt weiterhin ausgeprägt.

Roboter mögen also helfen, den Arbeitskräftemangel teilweise zu lindern und für Entlastung zu sorgen. Es zeigt sich aber auch: Roboter werden den Arbeitsmarkt nicht komplett übernehmen. Um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken, ist der Spielraum für mehr digitale Helfer noch riesig.

Zum Download unserer Studie: Kollege Roboter als mögliche Lösung gegen den Fachkräftemangel

Autor: Inga Fechner, Franziska Biehl, Carsten Brzeski