In zwei Studien haben die Eawag und das Oekotoxzentrum fünf Schweizer Bäche im Mittelland auf Pflanzenschutzmittel – also Pestizide – untersucht. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Konzentrationen einzelner Stoffe stellen über Monate hinweg ein toxisches Risiko für die Tier- und Pflanzenwelt dar. In den meisten Proben wurden 30 oder mehr verschiedene Wirkstoffe gemessen. Bereits 2018 stellte das BAFU in seinem Umweltbericht fest, dass der Zustand der Fliessgewässer an zwei Dritteln der Standorte für Fische ungenügend ist.
Giftcocktails bedrohen sensible Bach-Ökosysteme
Bis sechseinhalb Monate lang, also teilweise während der ganzen Vegetationszeit, bestand ein Risiko für eine chronische, schleichende Schädigung der Organismen im Bach. Während 14 bis 74 Tagen war das Risiko so hoch, dass mit akuten Beeinträchtigungen der Lebensgemeinschaften gerechnet werden muss. Zu dieser Erkenntnis führten einzelne besonders problematische Stoffe, aber auch die ganze Mischung aus Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden und weiteren Mitteln. Beispielsweise im Weierbach im Kanton Basel-Land lag das berechnete Risiko bis 50 mal über der Schwelle, ab welcher negative Effekte auf Fortpflanzung, Entwicklung und Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen befürchtet werden. Empfindliche wirbellose Arten fehlten an solch belasteten Standorten gänzlich.
Böden von Bio-Bauern mit Pestiziden belastet
Eine Studie der Universität Neuenburg kommt zudem zum Schluss, dass 93 Prozent der Äcker von Biobauern im Schweizer Mittelland mit den als Bienengift kritisierten Neonicotinoiden verseucht sind. Die Rückstände gelangen durch Verfrachtungen von herkömmlichen Betrieben auf die Bio-Äcker. Bei herkömmlichen Betrieben finden sich Rückstände dieses Insektengifts sogar flächendeckend.
Endlich griffige Massnahmen und mehr Agrarökologie
Die Massnahmen, die der Aktionsplan Pflanzenschutz des Bundes vorsieht, werden die Situation nicht entscheidend verbessern: Bis 2027 sollen die Grenzwertüberschreitungen bloss halbiert werden. Dazu Michael Bergöö, Leiter Programm Schweiz von Biovision: «Diese Studienergebnisse sind sehr besorgniserregend. Der vonseiten Bundesrat aufgegleiste Aktionsplan ist ambitionslos und kommt für den Schutz unserer Ökosysteme und die Gesundheit von Mensch und Tier zu spät.» Biovision fordert deshalb zusammen mit den Umweltverbänden einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft weg von Pestiziden hin zu agrarökologischen Methoden.