Dekret

Pfarrer-Initiative: Segnen homosexuelle Paare

Unter dem Titel „Aufruf zum Ungehorsam 2.0“ hat die österreichische Pfarrer-Initiative am Dienstag in einer Presseaussendung klargestellt: „Wir segnen gleichgeschlechtliche Paare auch weiterhin.“ Damit reagierte die Initiative auf ein entsprechendes vatikanisches Dekret vom Montag.

Darin hatte die Glaubenskongregation erklärt, es könne nach katholischer Lehre keine Segnung homosexueller Partnerschaften geben. „Wir Mitglieder der Pfarrer-Initiative sind zutiefst entsetzt über das neue römische Dekret, das die Segnung gleichgeschlechtlich liebender Paare untersagen will“, so die Aussendung.

Das sei ein Rückfall in Zeiten, „die wir mit Papst Franziskus als überwunden gehofft hatten. Wir werden – in Verbundenheit mit so vielen – auch in Zukunft kein liebendes Paar zurückweisen, das darum bittet, den Segen Gottes, den sie alltäglich erleben, auch gottesdienstlich zu feiern.“ Längst habe die Wirklichkeit gezeigt, „dass in Liebe verbundene, gleichgeschlechtliche Paare sehr wohl auch kirchlich Gottes Segen feiern können. Eine Theologie auf der Höhe der Zeit begründet diese verantwortliche Praxis.“

Um ein deutliches Signal zu zeigen, wurden an den beteiligten Kirchen Regenbogenfahnen gehisst.

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Sankt Elisabethkirche mit Regenbogenfahne
ORF/Martin Cargnelli
Sankt Elisabethkirche mit Regenbogenfahne
Elisabethkirche mit Regenbogenfahne
Regina Tischberger
Sankt Elisabethkirche mit Regenbogenfahne
Paulanerkirche mit Regenbogenfahne
Pfarre zur Frohen Botschaft/Iris Pioro
Paulanerkirche mit Regenbogenfahne
Elisabethkirche mit Regenbogenfahne
Pfarre zur Frohen Botschaft/Regina Tischberger
Sankt Elisabethkirche mit Regenbogenfahne

„Schöpfungswirklichkeit untergraben“

Die Initiative protestiert vehement dagegen, dass gleichgeschlechtlich liebenden Paaren unterstellt werde, nicht Teil des göttlichen Plans zu sein. „Hier wird versucht, die Schöpfungswirklichkeit mit dogmatisierenden Anmaßungen zu untergraben. Wir bedauern zutiefst, dass dieses Dekret, das den Geist vergangen gehoffter Zeiten wiederzubeleben versucht, den Spalt zwischen römischer Bürokratie und gelebter Kirche vor Ort noch weiter vergrößert.“ Das Schreiben der Glaubenskongregation stoße viele Christinnen und Christen vor den Kopf und vernebele und diskreditiere „die befreiende Botschaft Jesu“.

Der Sprecher der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller
APA/Robert Jäger
Sprecher der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller

Bewegung katholischer Priester und Diakone

Die Pfarrer-Initiative ist eine österreichweite Bewegung römisch-katholischer Priester und Diakone, die sich für neue Wege in der Kirche einsetzen. Ihre Ziele sind nach eigenen Angaben „lebendige Gemeinden, zeitgemäße synodale Kirchenstrukturen und vor allem eine glaubwürdige und aufgeschlossene Weltkirche, die den aufrichtigen Dienst am Menschen in den Mittelpunkt stellt“.

Gegründet im April 2006 durch neun Priester, verzeichnet die Initiative heute rund 350 Mitglieder aus den Reihen der römisch-katholischen Amtskirche. Mehr als 3.000 Lainnen und Laien unterstützen die Reformbewegung um Pfarrer Helmut Schüller.