Kartoffelpflanzen am Feld
ORF.at/Dominique Hammer
ORF.at/Dominique Hammer
Umwelt

Villach hat drittgrößten Bodenverbrauch

„Verantwortung Erde“ kritisiert die zunehmende Verbauung in der Stadt Villach. Auf jeden Villacher komme doppelt so viel verbaute Fläche wie in Salzburg oder Bregenz. Von den 15 größten Städten Österreichs habe Villach den drittgrößten Bodenverbrauch. Das Bauen auf der grünen Wiese solle deshalb teurer, die Nutzung versiegelter Flächen billiger werden.

Die Verbauung in Villach sei längst ausgufert, sagt Sascha Jabali, der für die Bewegung „Verantwortung Erde“ in den Villacher Gemeinderat gewählt wurde. Und das, obwohl von Seiten der Stadt betont werde, dass nur ein Fünftel des Stadtgebietes verbaut sei. Das könne wohl sein, sagte Jabali. Aber die Diskussion werde einseitig geführt und von der Politik schöngeredet, weshalb sich „Verantwortung Erde“ auf die Suche nach aussagekräftigen Daten und Fakten gemacht habe: „Die Flächeninanspruchnahme pro Kopf erscheint uns als aussagekräftigste Zahl und die Auswertung der 14 anderen größten Städte Österreichs erachten wir als notwendig, um die Bodenpolitik einer Stadt auch einordnen zu können“.

Villach verbraucht pro Kopf 147 Quadratmeter mehr

Die Nachforschungen in der Statistik des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen hätten also ergeben, dass Villach unter den 15 größten Städten in Österreich – nach Wiener Neustadt und St. Pölten – am meisten verbaute Fläche pro Einwohner habe. 482 Quadratmeter versiegelte Fläche komme auf jeden Villacher, Graz liege mit 254 Quadratmetern schon deutlich unter dem Durchschnitt.

Grafik zu Bodenverbrauch 14 größte Städte Österreichs
Verantwortung Erde

Jabali sagte weiters: „Während in den 15 größten Städten Österreichs im Durchschnitt 335 Quadratmeter pro Einwohner beansprucht werden, sind es in Villach um satte 44 Prozent oder 147 Quadratmeter mehr. Auch Klagenfurt liefert hierbei mit dem vierten Platz eine ‚Topposition‘, liegt aber mit 412 Quadratmeter pro Kopf immer noch ganze 70 Quadratmeter hinter Villach. Die von der Einwohnerzahl her vergleichbaren Städte Wels und Dornbirn nehmen gar nur 383,01 Quadratmeter bzw. 324,21 Quadratmeter Fläche pro Einwohner in Anspruch. Es gibt also dringenden Handlungsbedarf der Villacher Stadtpolitik“.

„Bodenschutz-Referat“ soll Nutzflächen vermitteln

Zu diesen verbauten Flächen zählen nicht nur Wohngebäude und Gebäude für Gewerbe und Industrie, sondern auch Verkehrsflächen. Um den Bauboom einzudämmen, schlägt Jabali vor, ein Referat für Bodenschutz zu installieren, das alle bestehenden und leerstehenden Gewerbe- und Industrieflächen erhebt und an Firmen oder Betriebe als Standorte vermittelt. Ein entsprechender Antrag werde in der nächsten Gemeinderatssitzung eingebracht: „Wir möchten mit dieser Maßnahme versuchen, bereits versiegelte Flächen zu nutzen, bevor auf der grünen Wiese gebaut wird. Es soll auch die Gebührenstruktur dahingehend verändert werden, dass das Bauen auf der grünen Wiese nicht mehr die billigste Variante ist, sondern das Nutzen von bereits versiegelten Flächen.“

Unverbauter Boden als Lebensgrundlage

Jabali weist darauf hin, dass der unverbaute Boden Lebensgrundlage sei, zudem filtere er Schadstoffe und schütze das Grundwasser. In ganz Österreich gebe es Gewerbe- und Industriegründe in der Größe Wiens, die ungenutzt brach liegen, während gleichzeitig auf der grünen Wiese gebaut werde.

Sobe: „Dichte, effiziente Bausubstanz“

Mit fast 80 Prozent Grünanteil liege Villach in der Liste der Städte im Spitzenfeld entgegnet Villachs Baureferent Harald Sobe (SPÖ). Dennoch sei die Versiegelung ein wichtiges Thema. Villach habe sich im Gemeinderat mit dem Bekenntnis „Villach lebt grün“ zu verantwortungsvollem Umgang mit Ressourcen verpflichtet. Das bedeute nicht, dass es kein Wachstum mehr gebe. Umweltschutz dürfe nicht missbraucht werden.

Laut Sobe würden die Berechnungen von Sascha Jabali stadtspezifische Umstände ignorieren, "etwa, dass Villach drei ländliche Kommunen – Landskron, Maria Gail und Fellach – mit enorm hohem Einfamilienhaus-Anteil eingemeindet hat. Diese Flächen werden unsere Statistik immer beeinflussen. Ein Blick auf die innerstädtischen Ressourcen zeigt dichte, effiziente Bausubstanz. Verdichtung ist auch weiterhin städteplanerische Prämisse in Villach“, so Sobe.