Vorlesungen, Seminare und praktische Einsätze in Kliniken oder ambulanten Einrichtungen. So sieht er aus, der dreijährige Lehrplan, den Studierende in den neuen Pflegestudiengängen der Fachhochschulen durchlaufen. Doch das zur Hälfte zwischen Theorie und Praxis aufgeteilte Curriculum kann zu existenziellen Notlagen führen, wie ein neuer Hilferuf aus Fachhochschulkreisen an den Senat belegt –der vierte seit 2021.

Das Problem liegt in den 2.360 Praxisstunden, die während des Studiums mindestens zu absolvieren sind. Die Einsätze laufen oft auf Schichtdienst in Vollzeit hinaus, werden aber nicht bezahlt. „Als Flüchtling mit einem medizinischen Abschluss, der in Deutschland leider nicht anerkannt wird, kann ich von meinen Eltern keine finanzielle Unterstützung erwarten“, schreibt in dem Hilferuf Ebenezer Okechukwu, der als Erstsemester an der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) angefangen hat.

Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, habe er während seines letzten vierwöchigen Praxiseinsatzes halbtags bei einem Fastfoodanbieter gejobbt, neben der 40-Stunden-Woche im Krankenhaus. Er habe in dieser Zeit „nicht mal vier Stunden Schlaf erhalten“. Bereits in ihrem ersten offenen Brief hatten Studierende von ASH, Charité und der Evangelischen Hochschule auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht. Man habe viel Zuspruch erhalten, jedoch seien das im Abgeordnetenhaus bewilligte Geld „bis heute nicht an die Studierenden ausgezahlt“ worden.

Das Gesundheitsministerium arbeitet derzeit an Rechtsänderungen, um den praktischen Teil des Pflegestudiums zu vergüten. Von CDU und SPD in Berlin erhoffen sich die Studierenden ebenfalls bessere Rahmenbedingungen. Henning Onken