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Aktionsplan Biodiversität ist ein zweiter wichtiger Schritt

Der am Mittwoch vom Bundesrat verabschiedete Aktionsplan ist nach den 2016 eingeleiteten Sofortmassnahmen ein zweiter wichtiger Schritt zur Umsetzung der Strategie Biodiversität Schweiz, schreibt das Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften. Der Aktionsplan weise jedoch bedeutende Lücken auf. Er beschränke sich auf Massnahmen des Bundes und der Kantone und lasse entscheidende Akteure wie Gemeinden, die Wirtschaft oder den Energiesektor weitgehend aus. Sollen die Biodiversität und die Ökosystemleistungen in der Schweiz langfristig erhalten bleiben, müssen laut dem Forum Biodiversität auch die bestehenden Lücken bald angegangen werden.

Stadtbiodiversitaet

2012 hat der Bundesrat die Strategie Biodiversität Schweiz verabschiedet. Er kam damit einerseits der internationalen Verpflichtung im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt nach; andererseits reagierte er auf die Analysen der Wissenschaft. Diese hatte wiederholt auf den ungebremsten Rückgang der Biodiversität in der Schweiz und die damit verbundenen Konsequenzen hingewiesen. Trotz grosser Anstrengungen in vielen Bereichen – insbesondere im Naturschutz, in der neuen Agrarpolitik, im naturnahen Waldbau oder im Gewässerschutz – sind die Biodiversitätsverluste nach wie vor gross, weil die negativen Einflüsse andauern oder gar zunehmen, so das Fazit der Forschenden.

2016 beschloss der Bundesrat dringliche Massnahmen zur Aufwertung von Schutzgebieten, die Waldbiodiversität und die Eindämmung von invasiven gebietsfremden Arten. Um eine Trendwende einzuleiten, braucht es aber ein verstärktes Engagement nicht nur im Naturschutz, sondern in allen Politiksektoren. Angesprochen sind unter anderem die Raumentwicklung, Land- und Forstwirtschaft, Forschung und Bildung und die internationale Zusammenarbeit. Die Strategie Biodiversität von 2012 nahm diese Herausforderung an und formulierte für alle relevanten Bereiche strategische Ziele. Zu jedem dieser Ziele sollten im Aktionsplan Massnahmen erarbeitet sowie Zielkonflikte mit anderen Zielen des Bundesrats aufgezeigt werden.

Wichtige Bereiche wie der Energiesektor oder die Privatwirtschaft fehlen

Der nun verabschiedete Aktionsplan ist ein zweiter wichtiger Schritt. Allerdings geht er nur auf einige Ziele der Strategie Biodiversität ein und beschränkt sich auf Massnahmen des Bundes und der Kantone. Wichtige Bereiche wie der Energiesektor oder die Privatwirtschaft fehlen; andere wie der Siedlungsraum oder der Gewässerbereich sind auf einzelne unverbindliche Massnahmen beschränkt. Dies bedeutet, dass zahlreiche Handlungsoptionen weiterhin nicht ausgeschöpft werden.

Das Hauptziel der Strategie, die Biodiversität und ihre Ökosystemleistungen langfristig zu erhalten, wird allein mit dem nun vorgestellten Aktionsplan und dessen Umsetzung nicht zu erreichen sein. Hierfür sind auch die noch bestehenden Lücken rasch anzugehen. Bereits 2013 hatten mehr als 650 Fachpersonen aus 250 Institutionen mit grossem Engagement für alle Bereiche der Strategie Massnahmenvorschläge entwickelt. Diese wurden kürzlich im «Aktionsplan aus Sicht der Zivilgesellschaft» zusammengefasst und publiziert. Diese Zusammenstellung ist aus wissenschaftlicher Sicht eine gute Grundlage, um auch das anzugehen, was der Aktionsplan des Bundes offenlässt.

Die Akademien der Wissenschaften mit ihrem Forum Biodiversität sind gerne bereit, die Umsetzung des vorliegenden Aktionsplans und dessen Weiterentwicklung mit wissenschaftlichen Grundlagen zu unterstützen.

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